
Der Botaniker von M. W. Craven
Als Hobbygärtnerin, die es besonders bei warmen Wetter zu Gänsehaut-Momenten zieht, war es naheliegend den Botaniker bei endlich! sommerlichen Wetter zu genießen.
Und es war bis zur letzten Sekunde ein Vergnügen. Bereits bei der Vorstellung der handlungstragenden Figuren schlich sich der Schalk ein.
Dabei tragen Washington Poe, Estelle Doyle und selbst Mathilda (Tilly) Bradshaw altbewähret Züge, die an diverse Exzentriker aus der Literaturgeschichte erinnern. Faszinierend und unglaublich erheiternd ist ihre Zusammenstellung! Ein knallharter Ermittler, der sich Tillys sozialer Inkompetenz zu Nutze macht, um Zeugen von ihr verunsichern zu lassen oder Wahrheiten in den Raum zu stellen, die Niemand sonst hätte aussprechen dürfen, regt schon zum Schmunzeln an. Washington Poe überrascht mit Charakterzügen, die unvermutet heiter die gesamte Handlung mitbestimmen.
Und auch die Serienmorde stellen eine große Frage in den Raum: Nehmen wir es wirklich hin, wenn die „Richtigen“ ermordet werden?
Auch der medinisch, manchmal komplex anmutende Sprachgebrauch, wurde noch einmal heruntergebrochen auf verständliche Vergleiche, wobei sich beides ganz selbstverständlich ergänzt.
Zwar kam das Ende schneller als erwartet, aber zum Trost werde ich mich in die anderen Bücher der Reihe stürzen.
5 von 5 Sternen

Wenn es Nacht wird in Frau Yeoms kleinem Laden von Kim Ho-Yeon
Frau Yeoms kleiner 24-Stunden-Laden wird auch im zweiten Teil zu einem Ort, an dem sich unterschiedlichste Menschen einfinden.
Jeder trägt seine Geschichte, Sorgen und Probleme mit sich und findet letztlich Trost in Frau Yeoms Laden.
Berührend sind die Alltäglichkeiten, die man allzu leicht nachempfinden kann.
Tröstlich die Erkenntnis, dass man nicht alleine ist.
Gerade da das Buch zur Corona-Zeit spielt und Einsamkeit und Entfremdung oder finanzielle Notlagen allgegenwärtig sind.
Ein Besuch im 24-Stunden-Laden und ein Gespräch mit Hwang Geun-bae bewirken dabei kleine Wunder. Wie bei dem Jungen, der zu Hause keine Liebe findet, nach einem Gespräch mit Geun-bae aber den Weg und die Liebe zur Bibliothek.
Oder dem sturen Restaurantbesitzer, der vor dem Bankrott steht, da er als Familienoberhaupt glaubt, die Last der Verantwortung alleine schultern zu müssen.
Die Geschichten all jener Besucher sind zart miteinander verknüpft und reihen sich elegant aufgefädelt aneinander.
Sie hinterlassen ein Gefühl der Zuversicht.
Ein würdiger zweiter Band.
5 von 5 Sternen
Buchempfehlung von Anna Lenz

Die Geschichtensammlerin von Evie Woods
Das wunderschöne Cover, das verspielt und geheimnisvoll mit Geschichten lockt, umhüllt eine fast schon idyllisch anmutende Geschichte.
Sarah flüchtet vor der Welt, sich selbst, dem Schmerz und findet sich zu Weihnachten in Irland wieder. Herzlich aufgenommen in einem traumhaften Cottage entdeckt sie bei einem Spaziergang ein altes Tagebuch, welches gut versteckt hundert Jahre in einem Baum lag.
In zwei Zeitebenen erfährt der Leser nun mehr über Sarah und Anna, die Tagebuchschreiberin.
Anna, Tochter hart arbeitender Bauern, lebt mit ihrer Familie in eben jenem Cottage, dass Sarah später mieten wird. Sie verdient sich Geld dazu, indem sie einem amerikanischen Studenten hilft, lokale Geschichten über das Feenvolk zu sammeln.
Während wir über Sarahs Schmerz kaum etwas erfahren, durchleben wir in den Geschichten des Feenvolkes herzzerreißende Verluste und namenlose Schrecken. Alle Geschichten gehen auf Erlebnisse der Erzählenden selbst zurück. Ihr Schmerz bleibt jedoch gedämpft, gemildert durch Feenstaub und Anderweltglanz.
Als Anna in Gefahr gerät, wird sie von einer Fee gerettet, den Preis dafür muss ihr Liebster zahlen. Beiden ist ein gemeinsames Glück nicht mehr vergönnt.
Sarah hingegen lernt Oren kennen. Über ihrer beider Verlust finden sie Verständnis im anderen und letztlich auch zueinander.
Ein Buch, wie eine Nostalgie-Postkarte. Ein verzauberter Augenblick gefangen in der Zeit, in dem Wissen, dass Leid und Trauer zum Leben dazu gehören.
4 von 5 Sternen
Buchempfehlung von Anna Lenz

Mystery mit Miss History von Melina Hoischen
Die aus sozialen Medien bekannte Historikern, die Inhalte zum Thema Kunst und Historie veröffentlicht, geht in ihrem Buch den Mysterien der Geschichte auf den Grund.
Die Bedeutung der Statuen auf den Osterinseln, der Tod König Ludwig des II., der Bau der Pyramiden oder der mysteriöse Fall Caspar Hauser, sind Beispiele, denen Sie fundiert auf den Grund geht.
Dafür gibt sie jeweils das Mysterium wieder, und hat zu jedem Rätsel verfasste Thesen verschiedener Experten zusammengetragen. Diese beleuchtet sie unter heutigen Erkenntnissen, gewürzt mit so manchem historischen Schmankerl.
Die Freude dieses Buches, findet sich in der Vielzahl an manchmal auch obskuren Ideen, die zwar teilweise widerlegt werden, aber nie zu einer Lösung führen.
Denn ist das nicht eigentlich das Faszinierende an Mysterien, dass sie ungelöst bleiben?
Und so lege ich das Buch aus der Hand, erquickt, besser informiert als zuvor und immer noch neugierig!
5 von 5 Sternen
Buchempfehlung von Anna Lenz

Bad Summer People von Emma Rosenblum
Das Buchcover finde ich schön sommerlich, die Farben sind harmonisch, die Wassertropfen erinnern an Sommer, Sonne, Strand.
Sehr reiche New Yorker Familien verbringen die Sommermonate von Ende Mai bis Anfang September in dem idyllischen Fire Island.
Gleich im Prolog erfährt man von einer aufgefundenen Leiche und dann werden die Ereignisse des Sommers rückwirkend erzählt, sodass der Leser zwar weiß, dass jemand gestorben ist, aber noch lange nicht wer und vor allem: warum.
Die einzelnen Kapitel tragen die Namen der verschiedenen Bewohner des Sommerdomizils Salcombe.
In den einzelnen Abschnitten erfährt man immer wieder neue Geheimnisse, Abgründe und auch Hintergründe zu den Charakteren, die die anderen Bewohner nicht kennen. Die ach-so-perfekte Welt ist nämlich gar nicht so perfekt.
Obwohl es keine großen Twists oder krassen Situationen gibt, will man diese Insel als Leser gar nicht mehr verlassen.
Ich gebe diesem Buch gerne 4 von 5 Sternen.
Buchempfehlung von Christiane Boldt

Schecks Bestseller Bibel von Denis Scheck
Denis Scheck ist ein in Deutschland durch Fernsehen und Lesungen sehr bekannter Buchkritiker.
Er macht also eigentlich das gleiche wie ich, er schreibt über Bücher. Das kann er aber um Welten besser als ich.
In seinem neuen Buch veröffentlich er einige Kritiken, die er zwischen 2003 und 2023 geschrieben hat. Und diese sind überaus amüsant, zu lesen.
Scheck schreibt mit spitzer Feder und bildlicher Sprache. Er kann auch äußerst respektlos sein vor großen Autoren, verschont sie nicht, wenn er an deren Werk etwas auszusetzen findet.
Das sind die besten Stellen in diesem Buch! Der Leser mag nicht immer seiner Meinung sein, hat aber trotzdem ein großes Vergnügen an den kurzen Rezessionen.
An Selbstbewusstsein fehlt es Herrn Scheck nicht, er maßt sich an eine „Bibel“ geschrieben zu haben und im Untertitel erklärt er die gelesenen Bücher zu „Schätze und Schund aus 20 Jahren“.
Ein hartes Urteil, aber natürlich mit einem Augenzwinkern gefällt.
Durchstöbern Sie dieses Werk, freuen Sie sich, wenn Sie mit Denis Scheck einer Meinung sind und noch mehr, wenn er Sie mit einem Donnerschlag zum Überdenken einlädt.
4 von 5 Sternen
Buchempfehlung von Charlotte Kahl

Die Kollegin von Freida McFadden
Da sich die Autorin großer Beliebtheit bei unseren Lesern erfreut, hatte ich mir vorgenommen, mir ein Bild von ihr zu machen. Es hat mich Mühe gekostet das Werk abzuschließen.
Die Ausgangssituation von einem autistisch anmutenden Opfer, welches ohne es zu wollen, einen Täter immer weiter provoziert, war … verstörend.
Dennoch wollte ich nicht aufgeben, denn kleine Ungereimtheiten schlichen sich ein und ließen erahnen, dass weit mehr hinter dem Verschwinden von Dawn Schiff stecken könnte.
Und ja, es hat sich gelohnt. Belohnt wurde ich mit zwei beindruckend bösartigen Figuren, deren echte Gedankengänge den Nervenkitzel ausmachten, den ich mir erhofft hatte.
Paradoxerweise, jedoch zu meiner großen Belustigung, gibt es ein Happy End in diesem Psychothriller.
3 von 5 Sternen
Buchempfehlung von Anna Lenz

Das Nachthaus von Jo Nesbo
Ein Mysterythriller verlockt in „Stranger Things“-Manier zum Lesen und wartet mit so viel mehr auf!
Richard muss mit ansehen, wie sein Freund Tom, während eines Telefonstreiches, gefressen wird.
Fortan steht er unter Verdacht, zumindest mehr über Toms Verbleib zu wissen, wenn nicht sogar, ihn getötet zu haben.
Trotz der nicht abreißenden Vorwürfe, der Beschuldigungen und des Hasses, der ihm überall entgegengebracht wird, ist man gefesselt von Richards überlegten und intelligenten Verhaltens.
Die Frage, wie ein Schüler so bar jeder Beschönigung, Menschen und ihre Verhaltensweise analysieren kann, wirft die bange Frage auf, was zu diesem erschütternden Perspektivwechsel geführt haben mag.
So liest man atemlos weiter, gespannt auf die menschlichen Abgründe, die sich noch ergeben mögen.
Zwischenzeitlich fühlt man sich daher auch an Stephan King erinnert.
Wie erleichtert ist man, als der große Kampf gewonnen, das Ungeheuer besiegt und Richards Namen wiederhergestellt ist.
Nur um festzustellen, dass das noch lange nicht das Ende ist. Und noch weitere Schrecken lauern.
Zwar war die verschachtelte Handlung kunstvoll konstruiert, dennoch vorhersehbar. Mich hat die Schachtelung nicht überzeugt. Nichts desto trotz war es spannend zu lesen und ich empfehle es gerne weiter.
3 von 5 Sternen
Buchempfehlung von Anna Lenz

Bloodguard von Cecy Robson
Der Gladiator trifft auf sarah Maas.
Leith ist Gladiator. Um seine Mutter und Schwestern in einem hungernden Land versorgen zu können, hat er sich verkauft und ist Sklave in einem korrumpierten System der Gladiatorenkämpfe geworden.
Ursprünglich als Auswahlkämpfe für die Leibwachen der Königsfamilie eingeführt, sind die Kämpfe zu einem Abschlachten von Mittellosen und Verzweifelten geworden.
Trotz der Aussichtslosigkeit kann sich Leith jedoch behaupten.
Als er großspurig einen Elfen aus den Zuschauerrrängen provoziert, tötet er diesen im darauffolgenden Zweikampf. Zurück bleibt die Verlobte des Getöteten, die Elfe Maeve. Und Maeve ist nicht gerade am Boden zerstört.
Maeve, die so völlig unnahbar und kalt erscheint, fesselt Leith. Dass Sie dem Hochadel angehört und die letzte legitime Thronanwärterin ist, führt im Laufe des Buches zu einer fesselnden Mischung aus blutrünstigen Kämpfen und politischen Ränkespielen.
Ein sehr unterhaltsames Fantasy-Werk, welches in einem Band abgeschlossen ist.
4 von 5 Sternen
Buchempfehlung von Anna Lenz

Das Fest von Lucy Fricke
„Die Sehnsucht von den eigenen Fehlern erlöst zu werden.“ So beschreibt Ellen den eigentlichen Wunsch im Alter noch einmal jung sein zu wollen.
Verpasste Gelegenheiten nutzen, die nie wiederkamen, Fehler ungeschehen machen, das, was sich im Nachhinein als Wertvoll erwies, schützen und wertschätzen.
Und das ist auch die Grundthematik dieses Werkes. Ellen ist nur nicht die Protagonistin, sondern die gute Fee für Jakob.
Jakob betrachtet sein Leben als gescheitert. Sein Ruhm als Regisseur ist stark verblasst, die Liebe ist ihm durch die Hände geronnen wie Sand. Und Schuld drückt ihn nieder.
Zu seinem fünfzigsten Geburtstag schickt Ellen den nichtsahnenden Jakob auf eine Reise in seine Vergangenheit. Über Monate hat sie die Menschen, die für ihn wichtig waren, ausfindig gemacht und sie zu diesem Tag zu einer Verschwörung geladen.
Denn rein zufällig, wie es scheint, trifft Jakob im Laufe des Tages all diese Menschen. Mit Wehmut werden schöne Erinnerungen wiederbelebt, Schuld eingestanden und um Vergebung gebeten. Jakob findet wieder Geborgenheit, Liebe und Zuversicht.
Dass er dabei von einem Unfall in den nächsten Schlittert versinnbildlicht nur noch mehr, dass nichts im Leben leicht ist. Am wenigsten die wichtigen Dinge.
5 von 5 Sternen
Buchempfehlung von Anna Lenz

Die Frau des Serienkillers von Alice Hunter
Der Auftakt einer neuen Reihe weckte mit seinem vielschichtigen Titel mein Interesse.
Ein Thriller nicht aus der Sicht des Täters, und nicht aus der Sicht des Opfers, sondern aus der seltenen Sicht eines Angehörigen, der Frau eines mutmaßlichen Killers.
Und doch ist Beth, Ehefrau und Mutter einer dreijährigen Tochter der gesellschaftlichen Ächtung nicht hilflos ausgeliefert.
Geschickt nutzt sie Kontakte wo auch immer sich ein Vorteil für sie auftut, um sich und ihre Tochter zu schützen.
Für geübte Leser ist schon früh zu erahnen, dass Beth noch mehr zu bieten hat, als die Rolle der geschockten und leidenden Angehörigen.
Im Vordergrund stehen nicht die Morde, obwohl die Perspektive immer wieder zwischen Beth und ihrem Mann wechselt, sondern das zwischenmenschliche Miteinander.
Faszinierend und ähnlich spannend wie „Girl on the Train“.
4 von 5 Sternen
Buchempfehlung von Anna Lenz